Sonderprojekt «Theater im öffentlichen Raum»

SONDERPROJEKT «THEATER IM ÖFFENTLICHEN RAUM»

Erstmalig beschloss der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes zum Jahresende 2012, dem Fonds Darstellende Künste zusätzliche Mittel in Höhe von 600.000 Euro bereitzustellen und folgte damit der Begründung der Gremien des Fonds sowie der Empfehlung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages.
Mit dieser einmaligen Förderung wurde das Sonderprojekt «Theater im öffentlichen Raum» bundesweit ausgeschrieben, für das 165 Gruppen Projektanträge einreichten. Die zu fördernden Projekte aller Genres der darstellenden Künste sollen Un-Orte zu theatralen Wirkungs- und zeitweiligen neuen Lebensräumen transformieren und zu nachhaltigem Bewusstsein für die ursprüngliche Bedeutung dieser Un-Orte sowie zu Diskursen über kreative neue Nutzungskonzepte anregen. Im Fokus steht dabei die experimentelle Eroberung und Bespielung von Un-Orten in Kommunen und dem ländlichen Raum – im Kontext aktiver Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern aller Generationen sowie zivilgesellschaftlicher Initiativen. Also ein künstlerisches Sonderprojekt mit kultur-politischer Wirkung und von gesellschaftlicher Relevanz, um die Kunstsparte «Theater im öffentlichen Raum» differenzierter wahrzunehmen und das Freie Theater insgesamt bundesweit zu stärken.

Bereits seit der Antike sowie dem späteren Shakespeare-Theater und der Commedia dell’ arte ist überliefert, welche Begeisterung, Lust und Anziehungskraft die Tragödien, Komödien und Satyrspiele bei den Zuschauern auslösten und dass gerade das heutige «Theater im öffentlichen Raum» mit seinen vielfältigen und interdisziplinären Ausdrucksmitteln daran anknüpft. Dennoch hat es diese Kunstsparte in Deutschland nach wie vor schwer, die gebührende Anerkennung und Förderung zu erfahren. Nicht wenige Kuratoren wie auch manches Feuilleton tun diese spezifische Kunstform gern als äußerliche Materialschlachten oder inhaltsleeres Straßentheater ab und manifestieren damit gängige Klischees und Stigmatisierungen. Dabei stellen sich gerade bei diesen Akteuren immer wieder Fragen nach neuen künstlerischen Formaten, innovativen Ausdrucksmitteln und intelligenten Formen der «Komplizenschaft» mit dem Publikum. Sie verhandeln bei ihren Aufführungen die Grenzen zwischen Akteuren und Zuschauern immer wieder neu und stellen Partizipation ins Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit.

Günter Jeschonnek
Geschäftsführer Fonds Darstellende Künste

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